Eine Tasse Kaffee bitte!

Ist es nicht schön, wenn man ganz spontan in eine Bäckerei gehen kann, sich dort hinsetzt und eine Tasse Kaffee genießen kann?

Vielleicht trifft man zufällig noch jemand, den man kennt und kann ein paar nette Worte wechseln oder auch ein längeres Gespräch führen.

Das ist Lebensqualität. Das ist wichtig für jeden Menschen. Einfach mal unter Menschen sein, reden können, nicht alleine zu Hause hocken und dort vereinsamen.

Vielen Menschen ist aber dieser kleine Luxus schon lange nicht mehr möglich. Sie können die 1,60 Euro für eine kleine Tasse Kaffee nicht bezahlen. Traurig, oder?

Diese Menschen müssen an der Bäckerei vorbeigehen. Sie winken den drinnen sitzenden bekannten vielleicht nur kurz zu, möchten sich ja auch nicht outen. nicht sagen müssen, dass sie den Kaffee in Gesellschaft nicht bezahlen können. Armut ist oft unsichtbar. Die wirklich armen menschen geben sich meist viel Mühe um sie zu vertuschen 

Wie viele von ihnen haben ihr ganzes Leben lang gearbeitet? Oftmals harte Arbeit verrichtet. Und dennoch reicht das Geld im Alter nur noch für das Allernötigste.  Und das ist eine Tasse Kaffee in einer Bäckerei nicht. 

Damit die in Vicht lebende 91-jährigen Minchen aber mit ihrem Rollator nicht am Vichter Dorfladen vorbeigehen muss, in dem kleinen Geschäft, in dem das Dorfleben pulsiert, in dem sich jeder trifft, dafür sorgt unser lieber Walter. Jeden Monat schickt er mir 50,-- €, damit ich davon für Minchen einen Gutschein im Dorfladen kaufe. 

Diesen Gutschein kann Minchen dann für Kaffee in Gesellschaft einlösen. Mit und mit. 

Gestern bin ich wieder zum Vichter Dorfladen gefahren um das erhaltene Geld in einen neuen Gutschein für Minchen umzuwandeln.

Der Gutschein bleibt direkt im Geschäft liegen, die Mitarbeiter kennen dies schon und geben ihn an Minchen weiter, sobald sie wieder in den Dorfladen kommt. Das ist meist mehrfach täglich, denn Minchen saust mit ihrem Rollator täglich mehrfach durch das kleine Dorf. Hier kennt sie fast jeden und fast jeder kennt sie.

Nun kann MInchen auch im nächsten Monat wieder einen Stop im Dorfladen einlegen und dort ihren Kaffee trinken. Von ihrer kleinen Rente wäre es ihr nämlich nicht möglich.

Danke, lieber Walter, für Dein großes Herz. Du vergisst Minchen nie und schickst jeden Monat zuverlässig ihr "Kaffeegeld". Ein kleines Glück für einen so herzlichen Menschen von einem so herzlichen Menschen.