Im letzten Jahr haben wir bei unserer Weihnachtsaktion vielen Betroffenen des Juli Hochwassers in Vicht, einem kleinen Dorf bei Stolberg/Rhld, Weihnachtsgeschenke gemacht.
Es waren Überraschungen und alle so gewählt, dass die wenigen Vichter Gewerbetreibenden auch von den Geschenken profitierten - denn auch sie hatten beim Hochwasser teilweise ihre gesamt Existenz verloren.
Wie dankbar die Menschen sind, die im letzten Jahr auch finanzielle Unterstützung durch unsere Helficus Gemeinschaft bekommen haben, das zeigt die Karte und Spende von Alexa G., die sich durch eine Spende für unsere diesjährige Weihnachtsaktion (Link zur Aktion bitte anklicken) noch einmal dafür bedankt.
Ihre Geschenke liegen bereits mit auf unserem virtuellen Gabentisch.
Doch, wie sieht es eigentlich aus bei den Hochwasser-Betroffenen? Wie sieht es aktuell aus in Vicht und in Stolberg? In den Medien erfährt man leider viel zu wenig darüber.
Man könnte denken: alles wieder in Ordnung, alle Schäden repariert, das Leben ist so wie vorher.
Denkste!
Ich habe mich als Foto-Reporter für Euch nun, kurz vor Weihnachten, noch einmal auf den Weg gemacht um zu zeigen, wie es aktuell aussieht.... Weit entfernt von Normalität oder altem Leben 😢
Vicht selber ist momentan nur schwer zu erreichen. Die Straße von Stolberg - Durchfahrt in Richtung Eifel - ist gesperrt. Die Brücke über den Vichtbach musst komplett abgerissen und muss neu errichtet werden.
Wer von Stolberg kommt, der muss einen langen Umweg auf sich nehmen um das Dorf zu erreichen. Und selbst dann steht er vor einer großen Baustelle mit Baustellenampeln, die den Verkehr vor allem in den Stoßzeiten lange staut.
Logisch, die Straßen müssen ebenfalls repariert werden und bei der Gelegenheit werden auch neue Rohre und Leitungen verlegt. Nicht schlecht an sich, aber trotzdem ein großes Hindernis für die Bewohner und vor allem für die wenigen Geschäfte.
Durchgangsverkehr und damit spontane Kunden gibt es fast gar nicht mehr. Als wären die Geschäfte nicht durch Corona und die Schäden und Verdienstausfälle durch das Hochwasser schon gelackmeiert genug. Jetzt vor weihnachten wäre vielleicht der ein oder andere Umsatz möglich gewesen.... wäre....
Wen wundert es, dass der ehemalige Imbiss im Dorf erst gar nicht mehr öffnen will.
Gegenüber vom Imbiss - etwa in der Hälfe der Dorfstraße - hat ein Bewohner eine Markierung zum Hochwasser an seinem Haus angebracht.
Ich selber wäre im Hochwasser wohl abgesoffen, denn es war an dieser Stelle bereits höher als ich groß bin.
Doch, das ist alles noch nichts zur Markierung die am ziemlich tiefsten Punkt des Dorfes und dem höchsten Stand des Hochwassers am Haus von Birgit T. angebracht wurde.
Na, habt ihr die Markierung entdeckt?
Auf Höhe des ersten Stockwerks findet man sie am Haus, wenn man aufmerksam durch das Dorf läuft.
Übrigens kommen bis heute noch Menschen um sich die Schäden und den Ort des Geschehens anzuschauen. Auch wenn wir nicht so bekannt sind wie das Ahrtal.
Bis heute hin lässt sich an diesem Haus in Nähe der Brücken-Baustelle der Wasserstand erkennen. Man braucht keine gesonderte Markierung.
Der Dorf-Kindergarten - meine ehemalige Dorf-Grundschule - steht weiterhin leer. Nur der rückwärtige Spielplatz wurde für die Kinder wieder hergerichtet - sie laufen nun täglich mit den Erzieherinnen von dem Ersatz-Kindergarten dorthin.
Untergebracht sind sie zur Zeit in Containern neben der Kirche St. Johannes Baptist zu Vicht.
Und die Häuser?
Naja....einige sind wieder bewohnbar - aber viele stehen weiterhin leer. An vielen Stellen wird gearbeitet - aber an manchen Stellen hat man das Gefühl ist eher Resignation eingetreten.
Hier ein paar aktuelle Fotos - vielleicht erkennt ihr die Orte aus den früheren Berichten wieder.
Blick durch das offene Fenster links:
Weiter geht es der Dorfstraße entlang.
Dankbarkeit für erhaltene Hilfen findet man heute noch.
Man muss vorsichtig sein, wenn man durch Vicht läuft...
Das Kreuz nahe der Kapelle von Vicht wurde liebevoll restauriert.
Die Mauer zum angrenzenden Vichtbach fehlt weiterhin.
Da stellen wir mal ein paar Absperrungen hin - das sollte reichen....
Der Vichtbach ist ja auch wieder so idyllisch friedlich.
Doch in all dieser weiterhin deutlich sichtbaren Zerstörung gibt es auch die kleinen Freuden, die man finden kann.
Weihnachten in Vicht:
OK, das ist ein kleines Dorf, in der Stadt wird es bestimmt anders sein.
Denkste.
Im Dorf herrscht eher viel mehr Eigeninitiative. Wohnen die Besitzer selber in ihren Häusern. Gibt es ehrenamtliche Helfer, die ihr Dorf wieder herrichten wollen.
Ich habe in Stolberg nur einen kleinen Teil der Stadt besucht. Die eigentliche Einkaufsstraße, die Fußgängerzone.
Glaubt mir, so zieht sich das durch die ganze Stadt. Ein paar Einzelkämpfer haben ihre Geschäfte wieder eröffnet. Irgendwo manchmal alleine auf weiter Flur. Hoffen wir, dass ihr Mut belohnt wird.
Weiter unten in der Stadt wird das Bild geprägt durch Shisha Bars, Kioske und andere ähnlich kurzlebige Geschäfte.
Ja, so sieht es aus in der kompletten Stadt.
Und trotzdem gibt es auch einen Weihnachtsmarkt...
Das alte Rathaus wurde wieder festlich geschmückt.
Die Kinder einiger Kindergärten haben kleine Tannenbäume in der Fußgängerzone geschmückt.
Und selbst der Weihnachtsmann hat Stolberg nicht vergessen und den Weg zu seinen Einwohnern gefunden.
Frohe Weihnachten! 🎄❤️
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Katja M (Freitag, 23 Dezember 2022 16:36)
Danke, Claudia, dass du uns teilhaben lässt und uns einen Einblick gibst.
Britta W. (Freitag, 23 Dezember 2022 16:56)
So traurig und so schade um einen ehemals so schönen Ort.
Auch von mir vielen Dank, dass Du Dir die Mühe für uns machst und uns teilhaben lässt.
Eva und Norbert St. (Samstag, 24 Dezember 2022 09:18)
Danke für Deinen Bericht und die Bilder liebe Claudia. Es macht einen so betroffen, schade, daß es mit dem Wiederaufbau nur langsam vorangeht.
Claudia (Samstag, 24 Dezember 2022 09:39)
Danke, dass ihr Interesse zeigt und mich auf meinem kleinen Spaziergang begleitet habt.
Es ist traurig, dass nach der doch längeren Zeit noch immer so viel Zerstörung herrscht. Leider ist das Thema nicht mehr so medienwirksam und rückt daher immer weiter in den Hintergrund. Wenn, dann wird aus dem - zugegeben viel schlimmer zerstörten - Ahrtal berichtet. Aber auch an anderen Orten brauchen die Menschen Hilfe und Zuversicht.
Es ist bedrückend täglich die Zerstörung vor Augen zu haben. In der Stadt kaum etwas kaufen zu können weil es einfach keinen Handel mehr gibt.
Wie schwer muss es erst für die Menschen sein, die alles verloren haben? Woher sollen sie die Zuversicht, das Geld und die Kraft nehmen um alles wieder aufzubauen?
Tanja Eßer (Mittwoch, 28 Dezember 2022 17:23)
Danke für Deinen Bericht und die Bilder, Es ist traurig, dass nach der doch längeren Zeit noch immer so viel Zerstörung herrscht.