Heute kommt mal ganz viel Text.
Es geht darum, wie die Denkweise bei Helficus ist und warum wir das tun, was wir tun.
Ich nenne es "vorbeugenden Tierschutz", den wir betreiben wollen.
Es gibt meiner Meinung nach zwei Arten zu helfen: einmal abwarten bis was passiert und dann einschreiten oder Variante zwei: erkennen, dass was passieren könnte und schon vorab was tun.
Wir versuchen nach der Variante zwei zu arbeiten. Nicht erst Probleme aufkommen lassen und dann helfen.
Wie soll ich es erklären. Ich versuche es mal so:
Man hat Tiere und man hat einen Zaun. Alles soweit gut. Passt. Die Tiere können nicht raus, sie sind also sicher.
Was aber, wenn der Zaun ein Loch bekommt? Vielleicht weil das Material alt ist oder so dünn, dass die Tiere es durchbeissen können? Der Zaun bekommt ein Loch. Durch dieses Loch können die Tiere entweichen, sie laufen weg, sie laufen Gefahr verloren zu gehen oder im schlimmsten Fall getötet zu werden. Zudem bringt so ein Loch die Gefahr mit sich, dass ein Tier versucht sich dadurch zu zwingen, hängen bleibt und sich sehr verletzt. Auch könnten auf der anderen Seite des Zauns andere Tiere sein, die plötzlich eindringen können und die eigentlichen Tiere töten oder verletzen.
Nun kann man eben abwarten. Man hat ja einen Zaun. Alles ist schön. Bis vielleicht irgendwann mal ein Problem auftaucht bleibt alles gut. Taucht dann aber ein Problem auf, dann wird es schlimm. Verletzte oder tote Tiere und ein kaputter Zaun, der möglichst schnell repariert werden muss.
Immer, wenn etwas kurzfristig, ganz schnell, passieren muss, wird es meist sehr teuer. Man hat nicht die Zeit Preise zu vergleichen, wenn man etwas kaufen muss. Man braucht es JETZT und kauft es beim nächstbesten Geschäft. Egal, was es kostet. Man kann Glück haben, man kann aber auch viel Geld mehr ausgeben als nötig gewesen wäre.
Wenn man sich frühzeitig Gedanken über den Zaun macht, hinterfragt, ob dieser auch wirklich sicher genug ist, dann kann man im Vorfeld schon schauen, ob man besseres Material anschaffen kann. Man kann Preise vergleichen und damit Geld sparen.
Man verhindert aber auch Leid. Nämlich das Leid der Tiere, die man doch eigentlich schützen will. Man verhindert, dass diese Tiere Verletzungen bekommen oder getötet werden. Immerhin trägt man doch die Verantwortung für diese Tiere.
Variante eins ist die, die leider meist angewendet wird. Schon alleine deswegen, weil es an Zeit und vor allem an Geld fehlt um Vorsorge zu betreiben. Doch am Ende, dann wenn etwas passiert, dann wird es leider umso teurer. Dann kommen zu den Kosten für den neuen Zaun noch Tierarztkosten in nicht unerheblicher Höhe hinzu. Auch dieses Geld hat man natürlich nicht.
Was dann? Man startet einen Spendenaufruf. Meist mit "DRINGEND" oder anderen Schlagwörtern versehen. Klar, es eilt!
Das Tier, das verletzt wurde, das braucht Hilfe. Die bekommt es aber erst, wenn sich genügend Spender gefunden haben.
Stellt Euch mal vor, ihr hattet einen Unfall oder seid krank und der Arzt macht Fotos von Euch und sagt: Helfen kann ich Ihnen erst, wenn sich Spender finden. So lange müssen Sie warten und halt Schmerzen erleiden.
Mir schaudert es immer, wenn ich Fotos von verletzten Tieren im Internet sehe, verbunden mit Spendenaufrufen. Ich frage mich, was das Tier an Schmerzen leidet.
Leider treffen diese Fotos aber oft die Emotionen der Menschen, tun sie bei mir ja auch, und nicht wenige Menschen greifen dann zu ihrem Portemonnaie und spenden, damit dem Tier geholfen werden kann. Was am Ende mit dem Geld passiert, ob dem gezeigten Tier damit wirklich geholfen wurde, das bleibt leider auch genauso oft im Verborgenen. Neue Notfälle kommen und die nächsten Spenden werden gesucht.
Ja, es gibt sogar Menschen, die mit diesen Bildern und Spendensammlungen Geld machen. Traurig aber leider wahr. Da werden irgendwelche Gelder gesammelt, ob dem Tier geholfen wurde, geholfen werden konnte, und was es am Ende gekostet hat, das wird nicht gezeigt.
Wir bei Helficus, wir sehen die Tiere als Lebewesen, die sich in unserer menschlichen Verantwortung befinden. Wir sind dafür zuständig sie zu SCHÜTZEN. Es heiß doch TierSCHUTZ.
Daher versuchen wir möglichst oft die Variante zwei der beiden genannten zu leben. Nämlich im Beispiel schon frühzeitig einen besseren Zaun zu kaufen.
Wie man an meinem Beispiel sieht, ist das sogar sehr oft die deutlich günstigere Variante. Nur leider auch die unspektakuläre.
Es gibt keine schlimmen Fotos, die ans Herz gehen - weil man sie im Vorfeld verhindert!
Jeder kann sich selber entscheiden, ob er lieber die Variante eins unterstützt oder die Variante zwei. WIR haben uns entschieden.
Weil wir aber vorsorgen wollen und nicht heilen, darum sieht oft das, was wir machen, so normal und einfach aus. Es wird keine Panik verbreitet, es muss nichts fürchterlich schnell gehen. Und genau deswegen haben wir es oft schwer Spender zu finden. Wir spielen nicht mit Emotionen sondern wir arbeiten mit dem Verstand.
Deswegen ist es schwierig Spender für die vorbeugenden Projekte zu finden. Wer unseren Blog liest der denkt vielleicht nicht selten: läuft doch! Die brauchen mich doch gar nicht. ich spende lieber da, wo gerade Not herrscht.
Wie ihr spendet, wo ihr spendet, wofür ihr spendet, das ist immer Euch selber überlassen. Jeder ist frei das zu tun, was er für richtig hält. Aber vielleicht konnte ich Euch heute mit meinen Zeilen ein wenig darüber nachdenken lassen.
Wir wollen auch weiterhin Leid verhindern. Platz für Tiere schaffen. Lebensraum schenken. Sicherheit möglich machen. Leid verhindern. Überpopulationen einschränken. Welchen Sinn macht Leben, wenn es nur Leid bedeutet?
Ich bedanke mich bei allen, die unsere Projekte - wie auch immer - unterstützen und unsere Sichtweise auf den Tierschutz mittragen. Dank Euch wird viel Schmerz und Tod verhindert - und gleichzeitig wird viel Geld - das ohnehin an allen Ecken und Enden fehlt - gespart und kann anderweitig sinnvoll wieder eingesetzt werden.
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Eva B. (Donnerstag, 21 April 2022)
Liebe Andrea,
du hast mir aus dem Herzen gesprochen. Genauso ist es. Vorbeugen ist für mich auch immer die bessere Option, und Bilder von Tierquälereien, Missständen ... kann ich mir kaum ansehen. Mir genügt eine Info zu Problemen vollkommen. Ein kleiner Betrag zur freien Verfügung ist unterwegs zu dir,
liebe Grüße Eva
Eva B. (Donnerstag, 21 April 2022 10:51)
Ich weiß nicht, warum mein Kommentar zweimal kam.
Eva B. (Donnerstag, 21 April 2022 14:03)
Oh Gott, heute werfe ich aber alles durcheinander oder ist das schon beginnende Demenz. Ich meinte natürlich liebe CLAUDIA, entschuldige bitte.
gnagnie (WH-Forum) (Donnerstag, 21 April 2022 15:20)
Danke Eva
Instandsetzungen sind meist nicht spektakulär und öfters ist ein Mangel schneller beseitigt, als ihn erst in "Szene" zu setzen.
lg walter
Claudia (Freitag, 22 April 2022 08:34)
Eva, alles gut!
Vielen lieben Dank auch für Deine Paypal-Zahlung. ich werde sie für das Grundstück einsetzen.
Vorbeugung ist wie Walter schreibt unspektakulär. Warum bezahlen Menschen lieber Geld für teure Behandlungen als sie vorzubeugen? Weil sie die effekthaschenden Fotos treffen und berühren.
Meine Vorstellung ist es immer Tiere im Vorfeld schon zu schützen. Was passiert/passieren kann, das weiß jeder, der mit Tieren arbeitet.
Geld bringt aber leider immer wieder die andere Denkweise. Deswegen tun sich unsere Projekte zu Kastrationen oder auch zum Grundstück oft so schwer. Man denkt nicht vorausschauend sondern "heilt" lieber dort, wo das Kind schon im Brunnen liegt.
Ich würde mich freuen, wenn ich mehr Menschen motivieren könnte vorausschauend zu denken und zu handeln.
Katja M (Freitag, 22 April 2022 09:51)
Claudia, weißt du, ob das Tierheim Baile Herculane von Pro Dog Romania die Instandhaltungskosten zusammen bekommen hat durch Spenden?
Das ist ja auch so ein 'unspektakuläres' Projekt, bei dem Helficus bereits geholfen hat.
Claudia (Freitag, 22 April 2022 10:40)
Katja, soweit ich informiert bin, sind die Kosten der Instandhaltungsarbeiten durch das Baurudel zusammen gekommen.
Es werden aber aktuell vom Baurudel schon wieder Spenden für eine weitere bauliche Maßnahme in einem anderen Tierheim gesucht. Hier fehlen wohl noch einige Euros für das Material :-(
Genau das sind die Projekte, die sich immer schwer tun bei den Spendensammlungen. Dabei sind sie das Fundament für jeden Tierschutz.
Katja M (Samstag, 23 April 2022)
Danke für die Info, Claudia.