Reise in ein neues Leben

Gestern war es wieder so weit! Ausreisetag!


Nicht nur für das Hundepersonal heißt das: Stress bis alle Hunde gut im Transport sind, sondern auch für die Tiere ist dieser Tag stressig.


Am Abend vorher wird das Futter weggestellt, damit sie währen der Fahrt sich nicht komplett "einschmutzen" oder ihnen schlecht wird und sie sich übergeben müssen.


Morgens werden sie aus ihren Gehegen geholt, es wird an ihnen gebürstet, Ohren gereinigt, Krallen geschnitten, Halsband gereinigt, Geschirr angezogen....eine elende Zuppelei an den Tieren, die durch all das Geschehen meist verunsichert sind.


Was passiert da gerade mit ihnen?


Dann ab in die Box und ins Auto....kurze Autofahrt....warten...wieder raus...viele Hunde und Katzen sind am Transport, es riecht nach Stress und Angst...


Wir Menschen müssen an diesen Tagen - trotz des Stresses für uns, denn wir stehen mächtig unter Zeitdruck - sehr sensibel und einfühlsam mit den Tieren sein. 


Doch, wir müssen Ihnen, bei allem Trennungsschmerz, den auch wir empfinden, das Gefühl der Sicherheit, der Stärke geben, damit wir eventuelle Angst nicht noch verstärken. Alles wird gut!


Die Hunde kennen und vertrauen uns. Wir müssen ihnen jetzt zeigen, daß sie keine Angst haben brauchen, selbst wenn uns teilweise zum Weinen zu Mute ist. 


Gestern hatte sich das Wetter vollkommen geändert. Schon morgens schien die Sonne gnadenlos. Puh..... und dann Stress.....In der knallenden Sonne stehen und die Hunde reisefein machen.... Gut, WIR müssen ja nicht fein sein, es reicht, wenn die Hunde es sind....


Den Anfang machte gestern Linus, der bei Saphira ohnehin vorne an der Schleuse wohnte.

Quirlig und zappelig hatte Linus so gar keine recht Lust auf eine Bürste oder Krallenschneiden...


Aber...routiniert wurde das Programm durchgezogen.


Martina war noch mit den letzten Papieren für den Transport beschäftigt. Die Adoptanten und Pflegestellen bekommen zum Ausweis noch ein zusätzliches Papier, auf dem alle Behandlungen, Entwurmungen und Parasitenschutz aufgeführt werden, denn nicht alle schauen in den Impfausweis oder können die Einträge verstehen.


Mittlerweile war Linus fertig.

Der nächste bitte!


Pepito, der am Wohnwagen auf mich wartete.


Souverän und gelassen, mit der Ruhe eines Hundes, der schon viel erlebt hat, war die Prozedur bei Pepito einfacher zu bewältigen.


Er schaut auch total gelassen, oder?

Sein Mitbewohner Tayo war der nächste in der Warteschlange.


Auch Tayo wurde reisefein gemacht.

Schnell nach hinten zu den Gehegen flitzen und Fina holen. Sie hatte die letzten Tage zusammen mit Filili im "Stall" gewohnt.

 

Das lange Fell war dadurch zum Glück nicht so dreckig und auch Fina war bald fertig.

 

Ein neues Halsbändchen und ein passendes Geschirr für die Sicherheit bei der Übergabe und in den ersten Tagen. Alles soll bestmöglich passen und zudem sauber und adrett aussehen. 

 

Leider kommen die meisten Hunde am Transport ohne Geschirre oder mit viel zu weiten Geschirren oder Halsbändern an. Eine große Gefahr für die Tiere, die viel zu schnell wegen der unbekannten Umgebung, der Menschen und der Reise rausschlüpfen und weglaufen können. Immer wieder liest man von weggelaufenen Tieren und nicht wenige kommen dann, wo sie endlich ein neues Leben beginnen sollen, zu Tode....

 

Das soll unseren Hunden um Gottes Willen nicht passieren! Was irgendwie geht, tun wir für ihre Sicherheit.

 

Dass die Geschirre auch farblich zum Halsband passen sollten, ist dann nach dem Pflichtprogramm nur noch die Kür.....  Aber die Sicherheit geht vor!

 

Sieht Fina nicht fein aus? Ich meine, sie schaut auch ein wenig stolz!

Jetzt war Martina mit den letzten Papierarbeiten fertig und brachte mir die nächsten Hunde in die Schleuse. Klasse, so konnte ich "durcharbeiten".


Wir sind da mittlerweile ein gut eingespieltes Team. An solchen Tagen unbezahlbar! 


Martina hatte extra ihren Dienst mit einer Kollegin getauscht, damit wir zusammen die Hunde vorbereiten konnten. Alleine ist es noch mal so stressig....


Harry, der Zappelkasper, war nun an der Reihe! Er hat - nach seinem mehr als schwierigen Start ins Leben und dem Kampf um dieses - endlich eine Familie gefunden. Unser "Puschelöhrchen"!

So langsam steigerte sich die Größe der Hunde und damit die Anstrengung. 


Linea war an der Reihe, sie wurde aus der "Halbstarkengruppe" geholt. 


Die Hunde aus den Gehegen hatten die letzten Tage auch im Schlamm getollt und mussten dementsprechend aufwändiger gesäubert werden.


Linea fand das ganz unprinzessinenmässig eher doof!

Bei der nun folgenden Malena konnte ich wieder etwas Kräfte sammeln. Sie war - wie nicht anders zu erwarten - eher verunsichert und ängstlich vor dem, was mit ihr passierte.


Mich kennt sie aber und dadurch war das Vertrauen groß, was an solchen Tagen ungemein hilft. Hund und Mensch!

Beim nächsten Hund war Kraft von Nöten: Sharmila ist ein Powerpaket!


Martina brachte sie aus dem Gehege - oder brachte Sharmila Martina???


Sharmila hatten wir vor etwa einem Jahr als minsig kleines Hundebaby aus der Auffangstation von Alicante ins Refugio Esperanza geholt. Zusammen mit ihrer Schwester, die allerdings sehr schnell adoptiert wurde. Sharmila wurde leider im Refugio Esperanza groß. Unsere Freude, daß sie nun endlich eine Familie gefunden hat war wirklich groß! Wir hätten ihr diese schon viel früher gewünscht, aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert.


Auch Sharmila wurde reisefein gemacht. Sieht sie nicht toll aus?

Nun kam die Kür: Sol!

 

Ein schwarzer Galgo, der gerne durch den Schlamm gehüpft ist, in dem auch gebuddelt hat....

 

Alleine schon ein Galgo ist eine Herausforderung an Halsband und Geschirr! 

 

Die Galgos haben einen kleinen Kopf und ebenso dicken Hals, da schlüpfen sie schnell aus einem Halsband raus.

 

Und dann das Geschirr: es muß am Hals klein und am Brustkorb sehr groß sein....  Martina und ich sind fast verzweifelt um ein Geschirr zu finden, das den scheuen Sol gut sichern würde. 

 

Dazu kommt, daß Sol auf der Fahrt wohlmöglich auch das Geschirr anknabbern könnte.... Doch gerade ihn hieß es gut zu sichern, damit er wegen seiner Unsicherheit nicht entkommt!

 

Und stand der Schweiß im Gesicht. Bitte liebe Adoptanten, passt in der ersten Zeit bei Euch doppelt und dreifach gut auf Sol, der als halbwüchsiger Hundejunge ins Refugio Esperanza kam und dort auch so lange warten musste, auf!

An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal allen Spendern von Halsbändern und Geschirren danken, die uns mit diesen wichtigen Ausrüstungen so toll unterstützen. 


Man kann sich kaum vorstellen, welche Herausforderung es bei manchem Hund ist, etwas passendes zu finden. Wie oft man probieren und doch wieder ausziehen muß, damit der Hund auch sicher und nicht nur schön ist!


In der Zwischenzeit hatte Martina Transportboxen gereinigt und in die Autos gestellt, denn diese waren durch den Regen der letzten Zeit ja auch nass und dreckig geworden. 


Alle Hunde wurden verladen und mit zwei Autos ging es zum Transport der gegen 11 Uhr mit dem Verladen beginnt....


Mit hängenden Zungen und ziemlich abgekämpft kamen wir an. 


Routiniert wurden dann die Hunde nacheinander in den Transport gesetzt.


Der Chip wird noch einmal mit den Papieren überprüft.

Die entsprechenden Pässe zu den Hunden an die Transportbox gehängt und wir machten ein Abschiedsfoto.

Man geht sehr gekonnt, souverän und einfühlsam mit den Tieren um. Die Transportbedingungen sind wirklich top!

Tschüss Süße, melde Dich bald mal!

Pass gut auf Dich auf, mein Junge!

Kurz bei CERECO, vor deren Tür der Transport verladen wird, reingesprungen, Ophélia gesagt, wann die nächsten Hunde abgeholt werden, damit sie diese vorbereiten kann, und ab geht es zurück ins Refugio Esperanza, wo ja noch die tägliche Arbeit wartet.


Martina musste um 15 Uhr bei der Arbeit sein....


Doch vorher - Überraschung - durfte dann auch kurzfristig Yulchen noch ausreisen! Sie ist über den verein Viva la Hund vermittelt worden und hatte noch einen Transportplatz bei einem anderen Transport am frühen nachmittag ergattert!


Also, flitzen.....alle Hunde versorgen, Medizin verteilen, Quarantäne reinigen, ein paar Hunde in den Gehegen umverteilen.... alles das musste in der kurzen Zeit noch erledigt werden. 


Um 14.30 Uhr war ich dann wieder mit Yulchen vor CERECO um sie beim nächsten Transport abzugeben. 


Klar, daß auch sie vorher reisefein gemacht wurde. Die Kleine war auch ziemlich verunsichert. Kein Wunder bei allem, was sie in den letzten Monaten erlebt hatte. Mit viel Feingefühl wurde auch sie verabschiedet. Sie ist so ein wunderbarer Hund!

Als dann  auch Yulchen auf der Reise in ein neues Leben war, hieß es für mich zurück in Refugio Esperanza, die Arbeit fertig machen. 


Martina war zwischenzeitlich zu ihrem Dienst abgefahren.


Als ich um ca. 17 Uhr alles soweit erledigt hatte und nach hause zu meinen Hunden, die ich an diesem Tag nur mittags mal kurz an die Luft lassen konnte, fuhr, steckte ein anstrengender Tag doch in den Knochen.


Doch zu Hause wartet auch Arbeit und warten Fellnäschen, die auch ihre Aufmerksamkeit und Liebe brauchen.


Nach so einem Tag fällt man abends müde ins Bett.....


Und dennoch ist der Tag - trotz allen Abschiedsschmerz und Anstrengungen - ein Tag, der für 10 Hunde der beginn für ein neues Leben ist. 


Wir würden uns freuen, von ihnen möglichst oft zu hören und Fotos zu bekommen, denn sie alle sind ein Stück in unserem Herzen geblieben! Sie alle haben wir gehegt und gepflegt. manche viele Monate lang. Das ist keine "Routine" sondern jeder von ihnen ist ein ganz besonderer Hund für uns geworden.

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Kommentare: 3
  • #1

    Barbara Schubert (Samstag, 28 März 2015 11:10)

    Immer wieder schön und schon am rechner sehr emotional die Tiere Reisen zu sehen. Dieses Mal besonders weil unser Patenkind Tayo mit dabei ist.

    Für so Kanditaten wie Sol wären wohl besser Sicherheitsgeschirre/ Pflegestellengeschirre angebracht, darin ist der Hund dreifach gesichert wie es die z.B.bei Sientas gibt in allen Größen. So die Hunde spätetens zum Ausladen darin sicher "verpackt" werden können.

  • #2

    Barbara (Samstag, 28 März 2015 11:11)

    Oh entschuldigung, einmal das ganze hätte gereicht

  • #3

    helficus (Montag, 30 März 2015 07:53)

    Ein ganz wichtiger Eintrag, Barbara, danke dafür!

    Es gibt mehrere solcher Hersteller von Hundegeschirr, die auf Maß angefertigt werden. Für die Endstellen eine tolle Möglichkeit um ihre Tiere in den ersten Wochen (Monaten?) oder immer besonders sicher auszuführen.

    Für die Tierstationen selber ist es leider wegen der Kosten und der Logistik nicht möglich für die ausreisenden Hunde solche Geschirre jeweils zu bestellen.

    Die erste Knackpunkt ist ja immer schon die Übergabe am Transport. Daher versuchen wir mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln alle Hunde so sicher wie eben möglich in ihr neues Leben zu schicken.

    Ich freue mich, dass "Dein" Tayo auch in ein neues Leben reisen durfte. Ist es nicht immer besonders schön zu sehen, dass man Anteil hatte an dieser Wendung in einem Tierleben?