Nur Unsinn im Kopf

Mit Tieren zu arbeiten bedeutet, daß man nicht einfach stur seinem gewohnten Ablauf nachgehen kann.

 

Die Tiere sind keine Stofftiere, die immer genau das machen, was man als Mensch gerade möchte. 

 

Die Tiere geben vor, wie schnell eine Arbeit erledigt ist - oder eben nicht.

 

Man könnte sich ärgern, schimpfen, aber wäre das richtig? Zeigen uns die Tiere nicht auch ein wenig die Leichtigkeit des Lebens?

 

Sollte man, bei aller Mehrarbeit, bei allem Zeitdruck nicht vielleicht die schöne Seite dessen, was einem gerade die Arbeit erschwert erkennen?

 

OK, manchmal ist es wirklich nervenaufreibend, besonders wenn man in die "Halbstarkengruppe" geht, um dort das Gehege zu reinigen....

 

Was meint, ihr, was so junge Tiere alles an Unsinn im Kopf haben. Alles muss ausprobiert werden, für sie ist das Leben ein Spiel! Und wenn einer anfängt, sind die anderen sofort mit dabei!

Der Kunststoffkübel, der bei der Reinigung im Gehege für den Abfall genutzt wird, bietet sich doch wunderbar an, um an den Griffen mal die kleinen Zähnchen auszuprobieren! Wofür hat ein kleiner Hund sonst Zähnchen?


Lumpi und Romeo wollten dieses Geschenk der Natur auf jeden Fall mal ausprobieren!


He.....nicht an meinem Eimer! Die Griffe brauche ich noch! Und Macken tun in den Händen weh beim Tragen!


Ratet mal, wem meine "Probleme" schnurzpiepegal waren???

Und ratet mal, was kurze Zeit später umgefallen war..... Was wieder auf dem Boden lag, von dem es gerade entfernt worden war....

 

Alles wieder auf Start. Arbeit von vorne beginnen....

 

Dabei machen sich kleine Nichtsnutze an den Schnürsenkeln meiner Schuhe zugange.... Hui, die machen aber Spaß, da kann man dran ziehen und zerren und sie werden immer länger....

 

Ja, die Nerven werden strapaziert, aber...... Einhalt...... Durchschnaufen....es sind Hundekinder! Wäre es nicht eher schlimm, wären sie nicht so? Hundenerds??? 

 

Schon, aber in diesen Momentan muß man sich das schon sehr mantramässig vorbeten.... In einer solchen Gruppe sind sie schon *räusper* leicht anstrengend. Jeder von ihnen alleine ist einfach nur ein großer Schatz.....wie Kinder eben!

Schnürsenkel wieder zubinden? Sinnlos! Also offen lassen und versuchen nicht drüber zu fallen...

 

Eine Decke mit weicher Füllung war auch schon Opfer der Milchzähnchen geworden...oder zumindest teilweise.... 

 

Klar, die Füllung muß aus dem Gehege raus. Die Hundekinder könnten sie verschlucken. Also, Schaufel und Spachtel weglegen und Füllung aufsammeln.

 

Dabei springen die Hundekinder gerne am Personal hoch, die Frisur hält NICHT!

 

Mein eben aus der Hand gelegtes Werkzeug, die Kehrschaufel und der Spachtel, findet sofort Interessenten.....und schwupps ist es auch schon verschwunden...

Während ich mit um das Gesicht wehenden Haaren und offenen Schnürsenkeln verzweifelt versuche die Füllungsfetzen der Decke im Hintergrund zu bergen, wird mir wieder einmal klar, warum ich nie den Wunsch hatte Kindergärtnerin zu werden...


Kurzer Blick zu den wenigstens beschäftigten Welpen. Der Metall-Kehrschaufel können sie nichts anhaben. Prima. 


Aber Moment, wo ist mein Spachtel, der hat einen Kunststoffgriff....


Kurzer Blick in den Haufen der Verdächtigen. Ha!!! Gringo fehlt!


Wo ist das Kerlchen???


Ich lasse Kehrschaufel Kehrschaufel sein, die Deckenfetzen noch einige Sekunden liegen und begebe mich - bemüht nicht über meine offenen Schnürsenkel zu fallen oder auf den nassen Fliesen auszurutschen - auf die Suche nach dem kleinen Verbrecher.


Die Nerven sind angespannt, die Zeit drängt, ich muß zum Transport um dort einer Tierschützerin einen Impfausweis von einem Hund zu bringen....

Gringo liegt, fröhlich an meinem Spachtel kauend in genau der Hütte, die von mir vorher nicht einsehbar war. Den Rücken immer noch voll mit dem Einstreu aus dem vorher umgerissenen Abfallkübel....

 

Alleine dieser Blick!!!!

Habt ihr schon mal Werkzeug mit angenagten Griffen benutzt? 

 

Ich versuche meine Nerven zu beschwichtigen, rede mir ein, das muß alles so sein. 

 

Zeitgleich versuche ich irgendwie das Gehege fertig zu machen, bevor ich - die Zeit wird immer knapper - mit dem Hundeausweis - eigentlich müsste ich schon auf dem Weg sein - zum Transport zu fahren ..... oh je....Bärbel wartet bestimmt schon..... doch wenn ich jetzt die Arbeit nicht fertig mache..... wieviel Uhr ist es.... dann fange ich nachher wieder von vorne an...ich MUSS LOS.....

 

Flocken irgendwie aufsammeln, die Hunde zerrupfen mir meine ohnehin lädierte Frisur, ein Glück, daß ich eigentlich keine habe....

 

Die letzten Verunreinigungen müssen aufgesammelt werden, Futter aufgefüllt - die kleinen Terroristen sind Bruchteile von Sekunden abgelenkt, doch dann wollen sie die Futtertonne näher erforschen. Wie bekomme ich den Deckel wieder drauf ohne einen Hund in der Tonne zu haben oder eins von 20 Pfötchen einzuklemmen?

 

Neues Streu muss auch noch rein.....  Moment, was macht mein Eimer???

Das Futter was schnell egal geworden, schon wieder sind Eimer, Kehrschaufel und Spachtel von Hundeinteresse!

 

HUUUUWÄÄÄÄÄÄHHHHH!

 

Jetzt bloss nicht noch mal den Eimer umwerfen.....

 

Ich rette  mich, die Kehrschaufel, den Spachtel und den Kehrichteimer um sogleich mit dem Sack Einstreu das Gehge wieder zu betreten, der nun Opfer der Hundebande wird.

 

Irgendwie schaffe ich es mit letzten Nervenreserven die "Notdurftecke" neu auszustreuen und das restliche Einstreu im Plastiksack wieder aus dem Gehege zu bugsieren - ohne daß ein Hundekind unten dran hängt oder ein anderes die Millisekunden offene Tür nutzt um mal außerhalb des Geheges nach dem Rechten zu schauen....

 

Zerzaust, mit leicht abgekämpftem Aussehen, schnell wieder zugebundenen Schnürsenkeln aber Kleidung, die aussieht als hätte ich gerade ein Einstreubad genommen, komme ich mit dem Impfausweis am Transport an.

 

"Viel zu tun?"  

 

"Ach was, das Übliche....."

 

Ich flitze zurück um die restlichen Gehege zu reinigen, Papagei Lola Futter und Wasser zu geben, die Katzen zu füttern, Katzenklos zu reinigen, die Quarantäne-Kennels habe ich schon am frühen Morgen gereinigt, sie müssen immer wieder einmal über den Tag frisch gemacht werden, Berge Wäsche zusammen zu legen und wegzuräumen, Fotos von dem angekommenen Futter von Curro (Vielen Dank an Petra und Martina P. für die Spende) und den von alsa hundewelt gespendeten Leckerchen zu machen, dieses wegzuräumen....

...., einen Sichtschutz zwischen Damurs und dem Nachbargehege neu anbringen...


Damur ist morgens mit Martina zum zum Hundefriseur in der Tierklinik gefahren, ihm fällt das dichte Winterfell gleich Büchelweise aus (was macht so ein Hund überhaupt im Süden?). Volker nutzt die Gelegenheit um den Innenraum von Damurs Gehege gründlich mit dem Dampfstrahler zu reinigen.

Eine Arbeit, die keinen Sinn macht, so lange ein Hund im Gehege ist. Die Tiere würden nass (man sieht deutlich den Wasserdampf) und würden den Staub des Geheges sofort mit ihren Pfoten wieder über den nassen Boden verteilen....


Es werden noch neue Fotos von einigen Hunden für die Vermittlungsseite gebraucht.


Also, Decken aufhängen und die entsprechenden Hunde holen.


Die mögen aber mal mehr, mal weniger Fotomodel spielen....

Der liebe und seht anhängliche Stromer gewöhnt sich relativ schnell an die ungewohnte Situation und ich kann ein paar schöne Fotos von ihm machen.


ich wünsche dem kleinen Kerlchen so sehr, daß er bald eine gute Familie findet, er ist sehr menschenbezogen, verträglich mit Rüden und Hündinnen und schmust so gerne.


Anders läuft das Fotoshooting von July.

July beschnuppert sich lieber mit der im hinter dem "Fotostudio" wohnenden Galga Fiona und der wie ein Flummi hochhüpfenden Sugar.


Ich werde wohl Fotos von ihr im Gehege machen. Um uns herum ist ohnehin Geplärre der anderen Hunde, die July begrüssen und ihr die neuesten Nachrichten mitteilen wollen, die Nachbarn wollen aber ihre Ruhe und July mag nicht "nett posieren".


Fotostudio abbauen, July zurück ins Gehege. Fotos müssen warten.


Die Hunde haben es so beschlossen....

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Kommentare: 2
  • #1

    Elvira (Samstag, 21 Februar 2015 23:23)

    Claudia, Dein Bericht ist wieder so suuuper geschrieben. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie Du mit der kleinen Meute "gekämpft" hast... und dein Outfit darunter gelitten hat. Aber die Rasselbande hatte zumindest großen Spaß und vor allem viel Abwechslung. Gringo guckt so verschmitzt und freut sich riesig über seine Beute (Ich arbeite heute noch mit einer angeknabberten Gießkanne und einem durchlöcherten Fegeblech aus Kunststoff, das einer von Amigos Vorgängern "in Arbeit" hatte).
    Ein großes Dankeschön von mir für Deinen unermüdlichen Einsatz und natürlich auch für die täglichen Berichte aus dem Refugio.



  • #2

    helficus (Mittwoch, 04 März 2015 10:15)

    Danke, Elvira, für Deinen Eintrag.

    Aufgrund unserer so stark eingeschränkten Zugriffsmöglichkeiten auf das Internet, kann ich ihn erst heute beantworten.

    Ich denke mir, dass viele Tierhaushalte diese kleinen "Störfeuer" ihrer Fellnasen bei der Verrichtung der Arbeit nur zu gut kennen. Manchmal muss man einfach nur eine Sekunde innehalten und dann kann man - rausgerissen aus dem Arbeitstrott - über den ein oder anderen Spass der kleinen Terroristen lachen.

    Gringo ist wirklich ein kleiner Schelm, man erkennt es an seinem Blick sehr gut!

    Mein "lässiges Outfit" und meine "Unfrisur" können gerne leiden. Um beides ist es nicht schade ;-)