Es ist eine Erscheinung unseres Lebens, des Zeitgeistes oder einfach nur "modern". Nur das, was neu oder jung ist, ist toll, chic, angesagt. Nur wenn man selber jung ist oder zumindest so erscheint - ist man interessant. Nur das neueste Handy ist toll, die Kleidung nur aus der neuesten Kollektion tragbar... Es gibt tausende Beispiele.
Doch ist das wirklich so? Ist es nicht ein Verbrechen, so zu denken?
Sind alte Menschen oder alte Tiere wertlos? Wiegt ihre Lebenserfahrung, ihre Weisheit, ihre Gelassenheit nicht die grauen Haare auf? In anderen Kulturen sind gerade "die Alten" die, die den höchsten Stellenwert in einer Gemeinschaft haben.
Bei uns muss auf Teufel komm raus alles neu und jung sein. Menschen lassen sich ihre Gesichter und Körper manchmal zu regelrechten Fratzen operieren, in der Meinung, dann weiterhin jung auszusehen. Falten - Kreisch!!! Graue Haare - Unmöglich! Wir wollen alle möglichst alt werden, aber keiner möchte alt sein...
Jede Mode muss mitgemacht werden. Jedes Jahr wird der Inhalt der Kleindeschranks mehrfach ausgetauscht, um immer der neuesten Mode zu folgen. Handys aus der voherigen "Edition"? Wie aaaalt.... *gähn*
Doch denkt auch mal jemand darüber nach, was er da tut? Was er sich von den Medien, den Designern, der Industrie da diktieren lässt? Genau dieses Verhalten ist doch Schuld daran, dass unsere Welt alles andere als besser wird. Das kann man dann aber wieder so toll beklagen. Schuld sind natürlich immer die Anderen!
Dank Media Markt ist zudem ja auch noch "Geiz geil"! Geizen heißt nicht sparsam sein, sondern am liebsten nichts ausgeben müssen - zu Lasten anderer!
Daher werden jedes Jahr Modeartikel neu gekauft - aber bitte, wir wollen nicht nur 5 T-Shirts haben sondern lieber direkt 20 der angesagtesten Farbe, Schnitte oder Designs. Kosten sollen diese dann möglichst wenig. Klar! Wir haben ja schließlich kein Geld (?). Also kaufen wir da, wo es günstig ist. Die Zustände der Näherinnen in Bangladesh, die für Billigmarken produzieren, beklagen wir als schlimm, aber deswegen ein Schnäppchen nicht kaufen? Ach, auf das eine Shirt kommt es ja nicht an...
Wer bringt heute noch Schuhe zum Schuster oder näht etwas an einem Kleidungsstück? Selbst auf Kinderhosen werden keine Flicken mehr aufgenäht. Kaputt = weg! Hat ja eh nicht viel gekostet. Lohnt sich doch nicht, das zu reparieren... Ganze Handwerksberufe sterben durch diese Haltung aus! Dass für die Schuhe oder Kleindungsstücke auch Ressourcen von der Natur genutzt wurden - daran denkt doch keiner! Aber wir beklagen die Müllhalden, die Verseuchung durch Färbereien, die Trinkwassernot, weil das vorhandene Wasser für die Baumwollfelder verwendet wird.
Wir tragen täglich Einkaufstüten nach Hause. Wenn wir von dem Müll in den Ozeanen hören, dann sind natürlich nicht wir gemeint, denn wir leben ja nicht am Meer! Der Delfin ist nicht an unserer Plastiktüte erstickt...
Dann gehen wir in den Supermarkt, wir wollen doch jeden Tag gut essen! Aber bitte immer frisch! Dass Bäckereien, auch kurz vor Ladenschluss noch die gesamte Angebotspalette in den Regalen haben, das ist ja wohl zu erwarten. Eine halbe Stunde später werden massenhaft Brote, Brötchen oder Kuchen weggeworfen. Wir beruhigen unser Gewissen: geht bestimmt an eine "Tafel"... Brot vom Vortag - wer kauft das denn bitte noch? Das werfen wir zu Hause auch lieber weg und kaufen neues! Schmeckt ja auch besser...
Fleisch muss sein! Oh, da ein Angebot, klasse! Wo sonst ist Fleisch so billig wie in Deutschland? Und es werden nur die besten Stücke gebraucht. Die Beine und Flügel von Hühnern gehen tiefgefroren nach Afrika - wo sie billiger verkauft werden als die einheimischen Hühnerteile....
Billiges Fleisch ist "Geiz". Wer will die Bilder sehen, wie es produziert wird? Wer mag sehen, wie die männlichen Küken aussortiert und auf dem Fließband durch Schredder grausam getötet werden? Schlimm! Aber ich kann das ja nicht ändern (?). Ich bin ja nun kein Geflügelwirt!
Dass wir durch unseren Einkauf, unseren täglichen Run nach den niedrigsten Preisen genau dieses verursachen? Das ist ein Denkschritt, zu dem viele schon nicht mehr in der Lage sind oder ihn einfach nicht denken wollen. Nein, wir können uns doch einfach kein teures Fleisch leisten *protestier*
Ach ja? Muss denn wirklich jeden Tag Fleisch auf den Tisch? Wieviel Wurst oder Fleisch wird weggeworfen? Weil es nicht mehr so schön aussieht wie am ersten Tag? Weil die Menge zu groß war in der Verpackung? Weil wir lieber 5 Sorten Aufschnitt zu Hause zur Auswahl haben, als ein Paket erst leer zu machen? Weil wir Fleisch einfrieren, weil es doch so billig war und dann in der Tiefkühltruhe vergessen?
Die gleichen Menschen, die sich auf der einen Seite "nichts leisten können", was zu fairen und realistischen Preisen gehandelt wird, bei denen weder Mensch noch Natur ausgebeutet werden, kaufen auf der anderen Seite Kaffee als Pads oder Kapseln, obwohl damit das Kilo Kaffee mal eben 70,- € kostet! Diese Menschen kaufen einen Becher "Coffee to go" für 3,-- €, weil das eben so schick ist! Diese Menschen kaufen ohne mit der Wimper zu zucken immer wieder das neueste Handy, das alte kommt zu den anderen 5 in die Schublade, könnte man ja noch mal gebrauchen. Könnte - tut man aber nicht, weil so schnell, wie wir neue kaufen, sind die alten ja nicht kaputt.
Mal einen Tag nur Marmelade auf das Brötchen zum Frühstück anstelle von Wurst, mal abends einen Pfannkuchen anstatt Braten essen? Ach ja, könnte man, aber was macht das schon aus? VIEL! Wenn jeder so denken würde. Vor einigen Jahrzehnten kam Fleisch nur sonntags auf den Tisch und die Menschen waren deswegen nicht unbedingt unglücklicher. Aber die Natur war noch besser dran, konnte diesen Bedarf auch ohne Gentechnik und unwürdiger industrialisierter Massentierhaltung mit Unterstützung der Pharma-Unternehmen befriedigen.
Verkehrte Welt?
Können wir alle nichts daran ändern? Sind wir alle nicht mit verantwortlich?
Macht Verzicht und eine Rückbesinnung auf "traditionelle Werte" nicht vielleicht doch glücklicher? Ist es nicht viel schöner, in einem Garten zu sitzen und die Vögel auf den Bäumen und Sträuchern zu sehen, als durch überfüllte Innenstädte zu jagen - auf der Suche nach dem ultimativen Schnäppchen?
Kann man eine Hose aus dem letzten Jahr wirklich nicht mehr tragen? Sind wir so zum Sklaven der Medien geworden? Wärmt eine Jacke aus dem Vorjahr in diesem Winter nicht mehr?
Schwimmen wir alle gedankenlos - weil doch ach so bequem - in einem Fluss, dessen Richtung uns von Außen vorgegeben wird? Lassen uns berieseln und unsere Meinung fremdbestimmen? Trudeln so von einem Thema zum anderen ohne mal anzuhalten und in die Tiefe zu gehen?
Etwas weniger konsumieren, nur das kaufen was man braucht - das würde unsere Welt in vielen Punkten alleine schon verbessern.
EINFACH MAL NACHDENKEN, WAS MAN TAGTÄGLICH TUT!!!
Kommentar schreiben