Nachdem wir nun etwa eine Woche schon in Spanien sind und Martina Hagen im Refugio Esperanza unter die Arme greifen, wollen wir heute mal einen kurzen Bericht zu dem, was sich gerade so im Refugio Esperanza tut, einstellen.
Da Lambert Hagen aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig nach Deutschland reisen musste, ist Martina zur Zeit alleine mit den ca. 70 Hunden. Und das, obwohl sie ja auch noch Vollzeit berufstätig ist, sie arbeitet in einer Tierklinik.
Auch in Spanien wird es jetzt im Winter gegen 18 Uhr dunkel, bis dahin muß dann die meiste Arbeit bei den Tieren erledigt sein.
Wir kommen wochentags gegen 16 Uhr ins Refugio, dann hat Martina die Hunde im Haus begrüsst und sie sind schon mal draußen gewesen. Ansonsten wäre alles zu unruhig, wenn wir früher kämen, zudem braucht Martina ja auch erst mal eine halbe Stunde für sich!
Wir haben das Reinigen der Gehege schon ganz gut im Griff, das übernehmen fast ausschließlich Volker und ich, damit Martina sich um die Quarantäne-Hunde und die Gabe der Medikamente kümmern kann.
Durch die Probleme mit der Ausreise der Hunde hat sie momentan so viel zusätzlich um die Ohren. Die Adoptanten fragen natürlich, wann sie endlich ihr Tier bekommen, denn sie warten ja sehnsüchtig auf ihr neues Familienmitglied. Nur, der "normale" Transport kann aus gesundheitlichen Gründen gerade nicht stattfinden und so muß erst wieder ein Transporteur gefunden werden, der zuverlässig und sicher ist und die Hunde vernünftig nach Deutschland bringt. Alleine das dauert Stunden, bis jemand gefunden ist, geklärt ist, ob Plätze frei sind und wie die Modalitäten der Abgabe und der Abholung sind. Alles muß ja dann auch mit dem Verein Tierisch Grenzenlos abgesprochen werden, der die Vermittlungen in Deutschland macht und die Adoptanten müssen auch informiert werden.... Wahnsinn, was alleine das eine Zeit kostet.
Ich fange direkt vorne in der Schleuse an alles zu reinigen und versorge Shira zudem mit Futter und Wasser.
Volker übernimmt derweil schon die Säuberung vom Platz vom Hausrudel und den beiden seitlichen Gehegen. Gestern hat Martina noch die Waschküche und den Platz davor - eigentlich Ort für die Wäschetrockung gedacht, aber wegen der Vollbelegung jetzt auch mit Hunden belegt - gereinigt. Nando hat schlimmen Durchfall und dadurch ist dort täglich innen und außen alles komplett verdreckt.
Volker und ich gehen dann nach hinten in die Gehege, die alle gesäubert werden. Dabei wird geschaut, wo Futter oder Wasser fehlt. Beides muß dann noch aufgefüllt werden, gestern habe ich zugeschaut, wo und wer welches Futter bekommt, so können wir dies demnächst wohl auch übernehmen.
Zusätzlich gibt es ja dann die Hunde, die neben dem Trockenfutter auch Dosenfutter bekommen. Afra fordert ihr Nieren-Dosenfutter vehement ein, Martina kann vorher nichts anderes tun. Also: Afra vorab füttern! T-Rex bekommt Leber-Dosenfutter und Samba braucht auch noch zusätzlich zum Trockenfutter ein Nassfutter, weil sie gerade so sehr dünn ist, sie muß wieder ein wenig mehr zu Kräften kommen.
Gestern war es nach diesen Arbeiten schon fast dunkel... Noch schnell den "Klein-Hunden" Trockenfutter geben, dann geht es weiter mit der Medizin. Halt, nein, noch schnell Holz für den Kamnin nach vorne holen, denn es wird saumäßig kalt des nachts...
Bei den Medis können wir null helfen, da ist es ein Wunder, wie Martina darüber den Überblick behält. Was da jeden Tag an Medikamenten gebraucht wird ist der Wahnsinn. Von den Kosten mal ganz zu schweigen! Auf einem kleinen Tablett werden Leberwursthäufchen gespickt mit der jeweiligen Medizin für die Hunde angeordnet. Danach macht Martina damit die Runde. Erst die Hunde in den Gehegen, denn dort ist kein Licht. Dann die Hunde im Haus. Und immer aufpassen, daß auch jeder Hund das richtige Leberwurst-Medizin-Häufchen bekommt.... Eine Aufgabe, die wirklich nur Martina beherrscht. Hier sind dann auch alle Fragen tabu, denn zu schnell würde man die nötige Konzentration für diese Arbeit stören.
Um in den 2 Stunden die Arbeit zu schaffen, muß wirklich alles hoch konzentriert und schematisch getan werden, ansonsten haut es mit der Zeit nicht hin. Kurz nach 18 Uhr ist es stockdunkel und man kann nur noch im Haus oder in der Quarantäne etwas tun.
Wir nehmen auf dem Weg zurück in unser Haus dann den Müll mit, der hier in Spanien an den Straßen gemeinsam gesammelt wird. Eine eigene Mülltonne haben die Häuser nicht. Praktisch, wenn man viel Müll hat - wie im Refugio. Aber, man muß halt jeden Müllsack auch erst einmal zur Sammel-Mülltonne fahren.... Nun, an dieser kommen wir vorbei und so nehmen wir mit, was weg muß.
Man wundert sich, wie viel vom Müll hier noch wieder eingesammelt wird! Die Papp-Kartons in denen Zooplus das Futter geliefert hat, hatte ich klein zerlegt, um sie besser transportieren zu können. Der Stapel Pappe war schon bald an der Mülltonne wieder eingesammelt worden. Es gibt hier viele Menschen, die Wertstoffe an den Müll-Containern suchen um sie irgendwo in ein paar Euro umzuwandeln. Pappe scheint begehrt zu sein. Viele Menschen leben hier in einer solchen Armut, daß sie diese paar Cent dringend brauchen!
Auch sind die Müll-Container immer ein Platz, an dem man gerne Streunerhunde sieht. Gestern liefen 7 mittelgroße Hunde von den Containern weg, als wir zum Refugio fuhren. Die Hunde sind sehr scheu, einfangen wäre unmöglich.
Wenn wir wieder fahren hat Martina so gerade die Hunde versorgt, meist müssen aber dann noch die Quarantäne-Hunde versorgt werden... Bis dahin hat sie noch nicht gesessen, nichts gegessen, im Haus getan oder mal eine Mail beantwortet. Das kommt alles erst, wenn es draußen zu dunkel ist, um noch etwas zu tun. Aber dann muß auch erst einmal der Ofen angemacht werden um ein wenig Wärme im Haus zu haben...
Die Wäsche türmt sich im Moment, da wegen der Hunde in der Waschküche und dem Trockenplatz nichts gewaschen und getrocknet werden kann. Das kann erst wieder erledigt werden, wenn Ulises (Nando), Maximus und Maximilian in ein Gehege ziehen können - und dafür müssen erst einmal Hunde ausreisen...
Jeder Zwischenfall - wie ein ausbüchsender Ulises (Nando), bringt den minutiösen Zeitplan durcheinander und kostet dann extrem Nerven. Lacht man sonst über so etwas, frage ich mich, wie Martina morgens da nicht wahnsinnig wird, denn sie muß ja irgendwie pünktlich am Arbeitsplatz erscheinen... Und auch da wartet ein anstrengender Arbeitstag auf sie.
Ein Glück, daß wir durch unseren Aufenthalt im Frühjahr hier schon viele Abläufe kennen, wissen wo sich was befindet und so direkt ohne große Fragen stellen zu müssen loslegen konnten. Denn jede Frage ist im knappen Zeitfenster eigentlich hinderlich. Alles, was lange erklärt werden muß, hat man in dem Fall schneller selber getan.
Wir sind heilfroh, daß wir hier sind, schon mal alles kannten und dadurch Martina momentan wirklich zur Hand gehen können. Zu dritt bekommen wir den Großteil der Aufgaben bis zum Einbrechen der Dunkelheit erledigt.
Gestern habe ich es dann auch endlich mal geschafft, die Hunde in den hinteren Gehegen zu begrüssen..... Dafür war bis dahin noch keine Zeit gewesen...
Wir werden Euch das Refugio Esperanza und seine Hunde in den nächsten Tagen noch weiter vorstellen und Euch an unserer "tierischen Mission" teilhaben lassen.
Eine Beschreibung/Vorstellung vom Refugio Esperanza hatten wir im September schon einmal erstellt, ihr könnt sie hier nachlesen: Refugio Esperanza
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